Horizon – Zurück zu den Wurzeln

Die Fantasy-Trilogie ist komplett.

 

"Horizon Zurück zu den Wurzeln" ist der Abschlussband der Fantasy-Trilogie "Horizon".

 

 

Der Roman ist überall im Buchhandel erhältlich als:

 

- eBook für kindle: 3,99 Euro

- Taschenbuch (368 Seiten): 10,99 Euro

 

 

Die Reihenfolge der Trilogie:

Band 1: Horizon Aufbruch ins Ungewisse

Band 2: Horizon Fernab der Heimat

Band 3: Horizon Zurück zu den Wurzeln

 


Leseprobe "Horizon – Zurück zu den Wurzeln"

Abenteuerlicher Fantasyroman Teil 3

Kapitel 1

 

 

Kalter Wind peitschte ihm entgegen, und Corin kniff die Augen gegen den Sturm zusammen. Er krallte die Finger in Peronimus’ Gefieder, duckte seinen Oberkörper dichter an den Rücken des Vogels und presste die Knie eng an, um nicht herunterzufallen. Einst hatte er alles Menschenmögliche versucht, um aus Carbonn zu fliehen. Heute hingegen zog es ihn dorthin zurück. Er hätte nie für möglich gehalten, dass ihn dieser Wunsch je übermannen würde.
Eine feine Gänsehaut überzog seine Haut. Die Finger waren steif vor Kälte und gefühllos. Das Hemd lag klamm an, nur die Lederhose bot halbwegs Schutz gegen die Witterung.
An den Temperaturen merkte Corin, dass er zurück im Norden war. Das Königreich Carbonn lag in einer der kältesten Gegenden Horizons. Selbst im Sommer konnte einen in den Bergen ein Schneesturm überraschen. Das Gebirge, das sich vor ihm erhob, bestand aus einer Reihe von baumlosen Gipfeln, die von Schnee bedeckt waren.
Davor erstreckte sich die Ebene, in der die Hauptstadt Carbonn erbaut worden war. Und am Nordrand der Stadt, dem sogenannten Tor zum Norden, erhob sich auf dem höchsten Punkt die Feste.
Obwohl er zwei Jahre fort gewesen war, erweckte die Stadt in ihm das Gefühl, als habe sie sich kaum verändert und stattdessen – wie in tiefem Schlaf – auf seine Rückkehr gewartet. In den Häusern flackerte Kerzenschein, auf den Burgzinnen brannten Fackeln. Corin lenkte Peronimus in Richtung der Berge. Der Vogel benötigte einen erhabenen Platz als Startpunkt für seinen Weiterflug. Daher ließ sich Corin in der kargen Region des Westgebirges absetzen. Er schnappte sich seinen Rucksack und klopfte Peronimus zum Abschied aufs Gefieder.
»Ich danke dir, mein Freund.« Vor drei Jahren hatte er nicht einmal von der Existenz der Riesenadler gewusst. Als er Peronimus damals zum ersten Mal gegenübergestanden hatte, wäre er am liebsten davongerannt, so sehr hatte er vor Angst gezittert.
Jetzt beugte Peronimus den Kopf herab, und Corin reagierte auf diese Einladung. Er senkte seine Stirn an die des Adlers und schloss die Augen. Körperlich so nah, war es ihm ein Leichtes, sich in die Gedanken des Vogels hineinzuversetzen. Er genoss den kurzen Austausch, der zwischen ihnen stattfand. Er spürte noch einmal den Wind in dem Gefieder, der ihn zuvor auf der Haut gepeinigt hatte, nur dass die Federn einen wesentlich besseren Schutz vor der Kälte boten. Er genoss den weiten Ausblick, den Peronimus’ Sicht ihm beschert hatte, und fühlte die tiefe Zuneigung, die der Riesenadler für ihn empfand. Corin löste sich von seinem Gefährten, sah ihm in die Augen, strich ein weiteres Mal über dessen Gefieder und begab sich dann auf den Weg bergab.
In der Dunkelheit einen gut begehbaren Pfad nach Carbonn zu finden, war beinahe ein größeres Problem, als den Hunderte Meilen weiten Weg aus dem Süden Horizons über mehrere Länder zu bewältigen. Noch während er über Geröllfelder stolperte, vernahm er den Flügelschlag von Peronimus, der zum Start ansetzte und sich bergab vom Wind treiben ließ. Er schoss in ferne Höhen hinauf und drehte nach Norden ab, zurück zu seinem Horst, wo er mit dem Adlervolk zusammentreffen würde.
Corin entdeckte einen Pfad, der sich in stetem Zickzack bergab schlängelte. Er musste zweimal hinsehen, wohin er trat, da Wolkenfelder immer wieder das Licht der Monde verdeckten. Endlich ließ der Regen nach. Nun plagte ihn nur noch der kalte Wind, der auf seine feuchte Kleidung traf.
Als er den Stadtrand erreichte, hielt er erstaunt inne. Sein Vater hatte den Bau einer ausgedehnten Stadtmauer in Auftrag gegeben, die die ganze Stadt umschloss. Es schien ausgeschlossen, hier des Nachts um Einlass zu ersuchen und wohlwollend erhört zu werden.
Für mich werdet ihr eine Ausnahme machen. Zielstrebig trat Corin an das schwere, verschlossene Tor. Einer der beiden Wachmänner hatte den Mantelkragen gegen den Wind hochgeschlagen und seinen Helm tief ins Gesicht gezogen, sodass von ihm lediglich der grimmige Zug um den Mund zu erkennen war. Der zweite Mann wirkte nicht so abweisend, seine Augen vermittelten eine Spur Neugier. An ihn wandte sich Corin.
»Seid gegrüßt! Ich ...« Bevor ihm mehr als ein Gruß entschlüpft war, versperrten ihm die Wachen mit ihren Lanzen den Weg. Diese Zurschaustellung fand Corin lächerlich, da das Tor verriegelt war, wie damals ein anderes Tor in der Festungsmauer, als er täglich auf eine Gelegenheit zum Entkommen gewartet hatte.
»Bis zum Morgengrauen bleibt die Pforte geschlossen. Geht Eures Weges, Fremder.«
»Ihr erdreistet Euch, mich abzuweisen?« Ein ungläubiges Lächeln umspielte Corins Mundwinkel. Er hatte nicht erwartet, bei seiner Rückkehr vor verschlossenen Toren zu stehen. Doch weder erinnerte er sich an diese beiden Männer, noch schienen sie zu wissen, wer vor ihnen stand. Entweder waren sie während seines Aufenthaltes in Carbonn auf einem auswärtigen Posten gewesen oder sie waren erst nach Corins Verschwinden in die königliche Garde aufgenommen worden.
»Ich erwarte, vor den König geführt zu werden«, forderte Corin unnachgiebig. »Sofort!«
Die Wachen blickten einander an, kurzzeitig wirkten sie ratlos. Dann sagte der Freundlichere von ihnen: »Der König ist derzeit für niemanden zu sprechen.«
»Glaubt mir, mich möchte er sehen. Ich bin sein Sohn. Sollte er je erfahren, dass Ihr mich nicht eingelassen habt, dann würde er sehr erbost reagieren.«
Ein Flackern in den Augen des einen Wachmannes zeigte seine Unsicherheit. Der Grimmigere von beiden hingegen musterte ihn abschätzig. »Wisst Ihr, was unser Kommandant mit Landstreichern tut? Er sperrt sie in den Kerker, bis sich die Ratten an ihnen satt gefressen haben. Wenn Ihr nicht sofort verschwindet, werdet Ihr dieses Schicksal teilen.«
Ratten? Kerker? Corin war irritiert. Obwohl er nun weiß, wer ich bin, droht er mir? Ist er des Lebens müde? Mit einem Schlag war seine Freundlichkeit wie weggewischt.
»Ich verlange, Euren Vorgesetzten zu sprechen. Sofort!«
»Kommt morgen wieder«, sagte der Freundlichere, der Ärger vermeiden wollte. »Dann werden wir sehen, ob der Kommandant Euch empfangen wird.« Allerdings schien auch er ihm seine Geschichte nicht zu glauben.
Vermutlich würde selbst ich an mir zweifeln, gestand Corin sich ein. Seine Kleidung hatte während des fünftägigen Fluges von Rowenia hierher arg gelitten. Peronimus und er waren in einen Herbststurm geraten. Obwohl sich Corin zeitweise unter Peronimus’ großem Körper vor Wind und Wetter hatte schützen können, stank er nach Tier, war durchnässt und verschmutzt. Seine Haare waren verfilzt und sein Auftreten vermutlich alles andere als vertrauenerweckend. Dennoch war es ihre Pflicht, seine Angaben zu überprüfen. Ärger flammte in ihm auf.
»Ich sagte, sofort!«
Es schien, als wollten sich die Männer mit ihm streiten. Doch plötzlich rief der Grimmige von ihnen zu den Zinnen hinauf nach Unterstützung.

Kurz darauf erblickte Corin auf dem Wehrgang ein Gesicht, mit dem er so bald nicht gerechnet hatte. Der Neuankömmling beugte sich über die Mauer und sah zu ihnen herab. »Was gibt es?«
Corin bezweifelte, dass der Mann ihn trotz des Fackelscheins aus der Entfernung erkennen konnte. Deshalb schlug er seine Kapuze zurück, die ihm vor dem kalten Wind geschützt hatte.
»Hier ist ein Reisender, der um Einlass begehrt. Meint, er müsse dringend den König sprechen.«
Bevor diese höhnischen Worte andere gegen ihn einnehmen konnten, rief Corin nach oben: »Einst wollte man mich nicht aus Carbonn fortgehen lassen. Heutzutage lässt man mich nicht mehr hinein? Die Zeiten haben sich wahrlich geändert.«
»Oh Mann! Corin? Bist du es? Das glaube ich nicht! Wo kommst du her? Und überhaupt ...« Die letzten Worte gingen in dem heftigen Treppab unter, als der Offizier den Wehrgang herabstieg. Es blieb ruhig, bis sich die Tür in dem doppelflügeligen Tor öffnete.
Der um sechzehn Jahre ältere Mann schaute ihm froh entgegen, die schmalen Lippen zu einem Lächeln verzogen. Obwohl seine Kleidung tadellos saß, erkannte Corin, dass er bis eben geschlafen haben musste, denn sein dunkles Haar stand wirr nach allen Seiten ab.
Corin fand als Erster seine Stimme wieder. »Patric Laurent, dass ich ausgerechnet deinen Schönheitsschlaf stören durfte, ist mir ein besonderes Vergnügen.«
»Noch genauso vorlaut wie früher. Das freut mich wirklich, Corin!« Sie fielen sich in die Arme. Für die nächsten Augenblicke beherrschte Lachen, Staunen und ungetrübte Freude den Platz vor dem Stadttor. Die Wachposten nahmen eine lockere Haltung an und beobachteten mit verdutzten Mienen die Willkommensbezeugungen.
Laurent hatte ihm vor knapp fünf Jahren das Leben gerettet, als Corin in einem Fluss zu ertrinken drohte. Später war er ihm mehrfach ein weiser Ratgeber gewesen und hatte sich zu einem Freund entwickelt, vor allem während der Zeit auf Burg Carbonn, als sich Corin – umgeben von einem ehrgeizigen Vater und einem missgünstigen Stiefbruder – einsam gefühlt hatte.
Patric Laurent musterte Corin ausgiebig, wobei sich seine Stirn in Falten legte. »Du siehst beschissen aus, Mann! Vollkommen durchweicht, ausgekühlt und halb verhungert.«
Corin nickte lächelnd. »Das trifft in etwa meinen Zustand. Verdreckt hast du vergessen. Daher war ich so erleichtert, mich im Dunkel der Nacht hereinschleichen zu können. Die beiden Männer hier hätten mir den Auftritt beinahe ruiniert.«
Patric Laurent wandte sich den beiden Wachen zu. Der kalte Wind schien ihm nichts anzuhaben. Die Uniform, die an seinem Körper saß, als wäre sie eine zweite Haut, und sein Auftreten ließen ihn erhaben wirken. »Habt ihr gewusst, wen ihr vor euch hattet?«, fragte er streng.
In dem folgenden Schweigen hätte man eine herabfallende Nadel hören können, so unangenehm war den Männern ihr Fehlverhalten. Der Grimmige schwieg, während sein Blick den Boden nach einem imaginären Grund absuchte, den diensthabenden Offizier nicht anzuschauen. Der Mund des anderen öffnete und schloss sich abwechselnd, als suche er nach Worten.
Corin wollte dieses Trauerspiel nicht länger mit ansehen. »Lass sein, Laurent. Ich trage eine gewisse Mitverantwortung. Vermutlich hätte ich auch keinem Fremden geglaubt, der dermaßen zerlumpt am Stadttor eintrifft.«
»Sie hätten es überprüfen müssen!«, beharrte Laurent und bestätigte damit Corins Auffassung. »Wenn ich etwas nicht weiß, dann suche ich jemanden, der es weiß.«
»Ich würde behaupten, das haben sie getan. Immerhin waren sie intelligent genug, dich um Rat zu fragen. Das sollte jedweden Fauxpas wieder zurechtrücken.«
Mit unzufriedenem Blick wandte sich Laurent Corin zu. »Vielleicht hast du recht. Dennoch ...«, er atmete tief durch, »… wohlmöglich könnte ihrem Gedächtnis das Entstauben der Gemälde in der Ahnengalerie auf die Sprünge helfen. Denn mag dein erster Eindruck lediglich dem eines Bettlers zur Ehre gereichen, so lassen zumindest deine Gesichtszüge keinen Zweifel an deiner Abstammung. Komm, Corin! Lass uns zur Feste hinaufgehen. Du solltest dich stärken, bevor du von der Obrigkeit verhört wirst.«
»Gegen ein heißes Getränk hätte ich keine Einwände.«
»Und ein Bad.«
Corin lachte laut. »Gewiss, Patric. Es tut mir leid, aber der Weg war weit, und zum Waschen fehlte mir mehr als nur die Zeit.«
»Das glaube ich dir gern. Sag, bist du wohlauf?«
Corin nickte.
»Ich bin froh, dich wiederzusehen. Damit hätte ich die nächsten Jahre nicht gerechnet.«
Schweigend passierten sie Häuserzeilen, deren Fensterläden dicht verschlossen waren. Dann führte sie der Weg durch Gassen, in denen sich ein Wirtshaus ans nächste reihte. Aus beinahe jedem Gebäude drang laute Musik oder Gejohle.
Letztlich stieg die Straße in Richtung des Hügels an, auf dem die Festung erbaut war. »In der Küche kannst du dich am Feuer wärmen und etwas Warmes zu dir nehmen. Es ist bereits nach Mitternacht, da wird kaum noch eine Magd auf den Beinen sein. Aber ich treibe schon etwas zu essen für dich auf. Und danach benachrichtige ich Durand.«
Corin stoppte, denn Laurents Worte hatten eine Frage aufgeworfen. »Was ist mit meinem Vater? Ich würde lieber mit ihm reden als mit Durand.«
Als Patric nicht sofort antwortete, erfasste Corin große Sorge. Er hätte es nie für möglich gehalten, zumal er nicht das beste Verhältnis zu seinem Vater pflegte. Sollte er zu spät gekommen sein? Was, wenn der König tot war? Wenn er den ganzen Weg nach Carbonn zurückgelegt hatte, nur um am Ende allein eine Entscheidung fällen zu müssen? Sein Herz pochte, und diesmal fragte er ungeduldiger: »Wo, bei allen Göttern, ist der König? Sprich doch endlich!«
»Der König weilt nicht in Carbonn, Corin. Er ist seit vielen Tagen fort und sucht nach dir.«
»Er ist ... Verdammt! Wir haben uns verpasst!«
»Ganz ruhig«, sagte Laurent. »Das konnte niemand ahnen. Keiner hier hätte sich erträumt, dass du von allein zurückkehrst.« Er lächelte, nur Corins Sorgenfalten wollten nicht verschwinden. »Frederic Durand verwaltet die Staatsgeschäfte an des Königs statt. Rede mit ihm, Corin. Er hat gewiss Antworten auf deine Fragen.«
Ohne zu zögern, ging Laurent weiter, und Corin folgte ihm zum Haupttor in der Festungsmauer.
»Still gestanden!«, rief einer der Wachposten, als er den Kommandanten sah. Sofort setzten die Gardisten zum Gruß an. Corin folgte seinem Freund ins Innere der Anlage, wobei er sich der ungläubigen Blicke bewusst war, die ihm galten. Offenbar erkannten ihn manche Männer doch noch.
Die Burg hatte sich nicht verändert. Jeder Baum und jeder Busch weckte Erinnerungen oder schien zumindest nicht fehl am Platze. Es war beinahe, als wäre er nie fortgewesen. Selbst die Jahreszeit seiner Abreise deckte sich mit der seiner Ankunft. Es war Herbst.
Wehmut ergriff Corins Herz, als er die grauen Mauern betrachtete, die sich vor ihm erhoben. Doch so eilig er es gehabt hatte, heimzukehren, so schwer setzte er einen Fuß vor den anderen. Er hatte sich während des Fluges hierher vor dem ersten Zusammentreffen mit seinem Vater gefürchtet. Daven Bryant hatte jahrelang gelitten und seinen Sohn vermisst. Corin rechnete fest damit, manch unschönes Wort an den Kopf geworfen zu bekommen. Oder hatte der König sich tatsächlich geändert, wie der Lindorander Londril ihm weismachen wollte, als er ihn vor wenigen Monaten im Süden getroffen hatte? Doch nun, da er nicht hier war, würde sein Vertreter Durand kein Blatt vor den Mund nehmen. Und seine Worte trafen noch eher ins Ziel als die des Königs, das wusste Corin aus früherer Erfahrung.
Sobald Laurent und er das Tor durchquert hatten, wurden Befehle gebrüllt, und Corin ahnte, das Bad würde warten müssen. In die wenigen Bediensteten, die zu dieser späten Stunde Dienst verrichteten, kam so zügig Bewegung, dass sich das Gespräch kaum lange vor sich herschieben ließ.
Sein Freund geleitete ihn hinunter in den Küchentrakt und drückte ihn auf einen Schemel. Er organisierte ihm ein Stück Braten, einen Kanten Brot und Met, den er über der letzten Glut erwärmte. Begierig stürzte sich Corin auf sein Mahl. Kaum leerte er den Becher, als ein Page eintrat. Corin ehrfürchtig musternd, flüsterte er Laurent ins Ohr. Dieser nickte schweigend, woraufhin sich der Knabe zurückzog.
»Es scheint, meine Ankunft ist bereits ohne dein Zutun an das Ohr des Reichsverwesers gedrungen.«
»Wie zu erwarten war«, bestätigte Laurent. »Bist du bereit für die Höhle des Löwen?«
Corin lächelte, die Stirn immer noch in Sorgenfalten gelegt. »Ich schätze, die Schonfrist ist vorüber. Allerdings muss ich wirklich dringend mit dem König reden – beziehungsweise mit dessen Vertreter.«
Sie liefen durch die Gänge der Burg, wo kaum mehr Betrieb herrschte als in der Stadt. In einigen Stunden, sobald sich die Sonne über den Gipfeln der Berge erhoben haben würde, würde es hier wesentlich turbulenter zugehen. So konnte er ohne viel Aufhebens in den Audienzsaal des Königs vorgelassen werden.
Dienstbeflissen, wie Corin den Vertrauten des Königs kannte, erwartete er ihn in geschniegelter Bestform, als hätte dieser seit Stunden seiner Ankunft geharrt. Er wurde nicht enttäuscht.
Frederic Durand stand in sauberen Kleidern und mit auf Hochglanz polierten Schuhen neben dem leeren Thron. Seine kurzen dunklen Haare waren ordentlich frisiert, die Gesichtshaut wirkte frisch rasiert. Auch ohne einen Spiegel zurate zu ziehen, wusste Corin, dass er ziemlich das Gegenteil darstellte.
Durands Körper straffte sich, als Corin näher trat. Sein intensiver Blick vermittelte Corin das Gefühl, dass der Mann mit einem Wimpernschlag all seine Fehler erfasst hatte. »Lasst uns allein, Kommandant.«
Patric Laurent drückte ihm ermutigend die Schulter, bevor er der Anweisung Folge leistete.
»Ihr seid es wahrhaftig! Dabei war ich mir sicher, jemand erlaubte sich einen Scherz. Ich hatte bereits geschworen, es würden Köpfe rollen. Nun weiß ich gerade nicht, ob ich traurig über den entgangenen Spaß sein darf oder ob die frohe Botschaft Eurer Rückkehr diese Trübsal überwiegt.«

Ende der Leseprobe ...

 

 

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Landkarte der Fantasywelt Horizon
© Amanda Laurie, 2016